Das Deckenbild von Gerhard Mayer in der Markgrafenkirche in Seibelsdorf

Zeitgenössische Kunst in historischem Kontext: das Deckenbild von Gerhard Mayer in der Markgrafenkirche in Seibelsdorf

Bild: A.Kradisch ©VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Freiraum Kunst

Kunst kann uns im tiefsten Innern berühren, in Frage stellen, etwas in uns auslösen und bewegen. Eine Chance auch für Kirche.

Kunst ist Freiheit, Experiment, Sinnlichkeit, Ästhetik. Sie entsteht aus einer freiheitlichen und aus tiefsten inneren Erfahrungen gewonnenen Haltung. Zeitgenössische Kunst im Kontext Kirche ist heute kein Medium mehr, das Wort zu illustrieren. Kunst ist in der Lage, Räume atmosphärisch zu prägen, Transzendentes anschaulich zu machen, neue Blickwinkel zu eröffnen. Und genau das ist die Chance für Kirche. Kirchengemeinden, die Freiräume für Kunst zulassen, bereichern gemeindliches Leben.

Mit ihren ganz unterschiedlichen Kirchenräumen stehen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern viele Möglichkeiten an Orten zur Verfügung, an denen Kunst sich in vielfältigen Formen entfalten kann. Diese Räume sind Orte der Begegnung mit Menschen und mit Gott. Sie sind offene Kultur-Räume. Sie sind Orte des Friedens und der Hoffnung, aber auch der Stille und Zuflucht, in denen auch Trauer, Angst und Zweifel ihren Platz haben. Sie sind Freiraum und Spielraum zwischen Vergangenheit und Zukunft. So gesehen sind sie Zwischenräume, in denen Gegenwart lebendig gestaltet werden will.

Kunst findet dort statt, wo Menschen leben und ihr Leben bewusst gestalten – denn für bewusste Lebensgestaltung ist Kunst und Kultur unverzichtbar. Die landeskirchliche Kulturarbeit geht verstärkt dorthin, wo Menschen leben, statt zu warten, dass sie kommen, indem sie seit Jahren schon mehr in Räumen denkt und weniger in Gemeindegrenzen.

Oberkirchenrat Prof. Dr. Hans-Peter Hübner in der Publikation „Sieben mal Sieben“

Die landeskirchliche Kulturarbeit möchte Freiräume für Künstler und die Umsetzung ihrer Konzepte öffnen. Auch Kirche muss bereit sein, Freiräume für die Künste bereitzustellen. Es geht also um Schaffung von Freiräumen in beide Richtungen und die Vermittlung von kulturellen Haltungen. In der Annahme, dass Kunst sich aus einem freien Spiel der Kräfte entwickelt, braucht es für die Entstehung von Kunst Raum und Zeit. Es liegt an der Zusammenarbeit der Beteiligten, ob und wie Freiräume an bestimmten Orten zu bestimmten Zeiten geschaffen werden.

Mit ihrer Kunstkonzeption zielt die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern auf die Bereitstellung experimenteller Spielräume. Damit sind aber nicht Beliebigkeit, Belanglosigkeit gemeint. Nur das Beste sollte gut genug für unsere Kirchen sein. Es geht um hohe künstlerische Qualität, die eine eigenständige und authentische Form zum Ausdruck bringt. Form von Liturgie, Musik, Architektur oder Bild ist „geschöpfliche Gestalt“ und als solche eine eigenständige Antwort auf einen Inhalt. Kunst als Bestandteil von Kultur ist bewusste gegenwärtige Lebensgestaltung. Sie wird immer aktuell, immer gegenwärtig neu erfunden.

19.01.2024
Kunstreferat der ELKB