Die Silberschmiedin Juliane Schölß fertigte moderne Abendmahlsgeräte zum historischen Kelch in Großkarolinenfeld.

Bild: Eva Jünger

Kunst

Kunst fördern

Mit einer Haltung aus Offenheit und Neugier schaffen wir der Kunst im Kontext Kirche Freiräume – jene Freiräume, in denen sich kraftvolle Kunst erst entwickeln kann.

Ein zentrales Anliegen der landeskirchlichen Kunstarbeit ist es, Freiräume für zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler und die Umsetzung ihrer Konzepte zu öffnen. Dies gilt insbesondere für die Neugestaltung liturgischer Räume und deren Ausstattung, die meist über ausgeschriebene Kunstwettbewerbe erfolgt. Mit dem landeskirchlichen Kunstpreis, dem sukzessiven Aufbau der Kunstsammlung und themenbezogenen Einzelaktionen werden Kunstschaffende gezielt gefördert.

Kunst fördern

Der%20schwebende%20Altar — Bildrechte: Annette Kradisch

Bildrechte: Annette Kradisch

Der schwebende Altar

Wie so oft war es eine Baumaßnahme, die in der Nürnberger Christuskirche zum Kunstwettbewerb für die Neugestaltung des liturgischen Bereichs führte. Meide Büdel schuf für den hohen Nachkriegsbau einen Altar aus aus tonnenschwerem Stahl, der scheinbar schwerelos von der Decke schwebt. Der Ambo ist eine Brüstung aus Beton. Ein Band aus gelbem Acrylglas verbindet die Prinzipalia und führt zum Taufstein. Für diesen außergewöhnlichen Entwurf wurde die Bildhauerin 2008 mit dem Kunstpreis geehrt.

Stahl%20und%20Stille — Bildrechte: Thomas Röthel

Bildrechte: Thomas Röthel

Stahl und Stille

Aus einem Kunstwettbewerb ging 2016 der Meditationsbereich in der Schweinfurter St. Johanniskirche hervor, dem ältesten Bauwerk der Stadt. Der Bildhauer Thomas Röthel schuf dafür zwei kraftvolle Werke aus Stahl – verletzlich, wie geborsten, und doch unverrückbar: ein liegender Quader und eine Stele, die er mit dem Schneidbrenner aus dessen Inneren herausschnitt.

Frei%20unter%20freiem%20Himmel — Bildrechte: Böhler & Orendt

Bildrechte: Böhler & Orendt

Frei unter freiem Himmel

Ein herausragendes Projekt der landeskirchlichen Kunstarbeit ist „art residency wildbad“ in Rothenburg ob der Tauber: Seit 2017 hinterlassen Künstler in der Evangelischen Tagungsstätte jedes Jahr eine neue Spur im weitläufigen Park. Sie leben und arbeiten über mehrere Monate im Wildbad und können in völliger Freiheit ein Werk entwickeln – einzige Vorgabe: ein spezifischer Bezug zum Ort. Das international aufgezogene Projekt zeichnet das Wildbad als Kunststation aus.

Spuren%20lebendiger%20Gemeinde — Bildrechte: Eva Jünger

Bildrechte: Eva Jünger

Spuren lebendiger Gemeinde

Als sich die Gemeinde von Großkarolinenfeld für neue Abendmahlsgeräte als Ergänzung zu ihrem historischen Kelch entschied, lobte sie mit dem Kunstreferat einen Wettbewerb aus, den die Nürnberger Silberschmiedin Juliane Schölß gewann. Das benötigte Material sammelten die Gemeindeglieder selbst: Besteck, Schmuck, Münzen aus Silber. Auch auf den Vasa sacra hinterließen sie ihre Spuren: Die Schalen wurden als Wachsformen in einem Gottesdienst herumgereicht, im Guss blieben die Fingerabdrücke erhalten.

Tradition%20neu%20denken — Bildrechte: Klaus Lipa

Bildrechte: Klaus Lipa

Tradition neu denken

In der Augsburger St. Annakirche entschied sich die Jury beim Kunstwettbewerb für neue Prinzipalia einstimmig für den Entwurf von Susanna und Bernhard Lutzenberger. Sie wählten für Ambo und Altar ein ungewöhnliches Material: rotes Wachs, das sich mit seinem warmen, matten Glanz stimmig in den historischen Kirchenraum einfügt. Das Künstlerpaar aus Bad Wörishofen erhielt dafür im Jahr 2014 den landeskirchlichen Kunstpreis.

Raum%20der%20Stille%20f%C3%BCr%20alle — Bildrechte: Florian Diebel

Bildrechte: Florian Diebel

Raum der Stille für alle

Zu den Aufgaben der landeskirchlichen Kunstarbeit zählt auch die Gestaltung von Andachtsräumen in Kliniken, die meist in ökumenischer Kooperation erfolgt. Ein Beispiel ist die Krankenhauskapelle in Weilheim, ein Gemeinschaftswerk dreier Künstler: Der Bildhauer Nikodemus Löffl schuf die Prinzipalia, Egon Stöckle das lebensgroße Kruzifix und die Malerin Celia Mendoza die Glasfenster.

Qualit%C3%A4t%20f%C3%B6rdern — Bildrechte: B.Ganzenmüller ©VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Bildrechte: B.Ganzenmüller ©VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Qualität fördern

Der Grundstein für die landeskirchliche Kunstsammlung wurde im 20. Jahrhundert durch Schenkungen und kleinere Ankäufe gelegt. Den Großteil machen Druckgrafiken aus, daneben gibt es einige Gemälde und wenige plastische Arbeiten. In jüngerer Zeit werden gezielt Werke zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler angekauft wie die Serigrafie von Ben Willikens. Bei Neuerwerbungen zählen die Qualität und die künstlerische Haltung eines Werks, nicht eine explizit christliche Thematik.

Paradies%20auf%20Zeit — Bildrechte: Annette Kradisch

Bildrechte: Annette Kradisch

Paradies auf Zeit

Nur temporär eingesetzt wird das Gemälde, das 2015 im Rahmen des landeskirchlichen Kunstsymposiums zum Thema „Landschaft und Sakralität“ als Auftragsarbeit für den barocken Altar der Spitalkirche in Bad Windsheim, heute Museum Kirche in Franken, entstand. Der Maler Gerhard Rießbeck erhielt dafür im Jahr 2019 den Kunstpreis.

Hoffnung.%20Leben.%20Licht. — Bildrechte: Christofer Kochs

Bildrechte: Christofer Kochs

Hoffnung. Leben. Licht.

Da es seit Ausbruch der Corona-Pandemie immer wieder zu massiven Einschränkungen der Ausstellungs- und damit Einnahmemöglichkeiten für Kunst- und Kulturschaffende kam, rief das landeskirchliche Kunstreferat Anfang 2021 die Aktion „Hoffnung. Leben. Licht.“ zur Unterstützung freischaffender Künstler ins Leben. Zum Fest Lichtmess am 2. Februar fanden zahlreiche Gottesdienste mit Künstlergesprächen statt. Das Format kam in den Gemeinden so gut an, dass es fortgeführt wird.

12%20Zeichen — Bildrechte: Jutta Willert

Bildrechte: Jutta Willert

12 Zeichen

Eine weitere Aktion zur Unterstützung freischaffender Künstlerinnen und Künstler war 2021 die Aktion „12 Zeichen“. Bei dem landesweit ausgeschriebenen Kunstwettbewerb konnten Arbeiten eingereicht werden, die – in welcher Form auch immer – eigene Erfahrungen mit der Pandemie spiegeln und einen Bezug zur Weihnachtsbotschaft haben. Aus über 100 Einsendungen prämierte eine Jury 12 Werke, die in Kooperation mit dem Gottesdienst-Institut Nürnberg als Postkarten-Edition herausgegeben wurden.

18.01.2024
Dr. Janette Witt

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