Das Wildbad Rothenburg ist heute eine evangelische Tagungsstätte.
Bild: Annette Kradisch
Kunststationen
art residency wildbad
Darin setzte sich das Wildbad zum Ziel, ergänzend zu Wirtschaftsethik und christlicher Lebenskunst einen zweiten inhaltlichen Schwerpunkt zu entwickeln: ein Artist-in-Residence-Programm. Das soll die außergewöhnliche topografische und architektonische Gesamtanlage des Wildbads, seine rund hundertjährigen kulturellen Traditionen als Ort der Begegnung mit Kunst und Künstlern sowie die inhaltliche Neuausrichtung (2010) des Tagungshauses auf besondere Weise miteinander verknüpfen. Soll zu einer originären Plattform werden für zeitgenössisches künstlerisches Schaffen wie für Diskurse über Fragen von Kirche, Kunst und Religion.
Ausgehend vom Wildbad wurden Konzeption und Verfahren zur Umsetzung des Projekts „art residency wildbad“ in enger Kooperation mit dem landeskirchlichen Kunstreferat entwickelt.
Der Charakter des künstlerischen Schaffensprozesses selbst ist experimentell und ergebnisoffen. Dafür schlägt eine Fachjury jährlich neue Künstler oder Künstlergemeinschaften mit professioneller Ausbildung, nationaler und internationaler Ausstellungs- bzw. Projekterfahrung vor und wählt sie je nach Eignung und künstlerischer Qualität aus. Das Gesamtprojekt wird durch ein Kuratorium begleitet.
Alle Kunstwerke sollen das Wildbad und seinen Park auf Dauer bereichern. Projektbegleitend gibt es zahlreiche öffentliche Veranstaltungen, darunter Offene Ateliers, Gespräche über Kunst, Kunst-Tage oder Symposien; künftig auch kunstpädagogische, geistliche sowie Erwachsenenbildungsangebote, Kunstgottesdienste, Kunstführungen. Vernetzung, Breiten- wie Tiefenwirkung, Interaktion, Offenheit, Experimentierfreudigkeit und Format gelten als die wesentlichen, inhaltlich noch ausbaufähigen Stichworte.
Kunst und Begegnung in vielfältigen Formen
Schon jetzt bieten die Kunstwerke im Park des Wildbads den Besuchern und Gästen weiten Raum für individuelles und gemeinschaftliches Innehalten, für Andachten, besondere spirituelle Erfahrungen, für Begegnung mit zeitgenössischer Kunst und mit sich selbst. Nicht zuletzt bereichert die bis zu dreimonatige Präsenz der jährlich wechselnden Künstler, ihre Teilnahme an den täglichen Abläufen im Wildbad und ihr Schöpfertum das Leben der Tagungsstätte wie aller Mitarbeitenden. Sie erweitern auch die Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit umliegenden Kirchengemeinden, dem Dekanat, den regionalen Kunstbeauftragten und festigt bestehende Kooperationen, etwa zur Stadt Rothenburg, zu Kulturträgern in der Region, zum Bezirk Mittelfranken, zu Einrichtungen wie dem Museum Kirche in Franken, mit der Augustana- und anderen Hochschulen in der Region sowie mit den Kunstakademien in Nürnberg, Saarbrücken, München.
Mit dem Wildbad steht der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern ein weiterer Ort zur Verfügung, an dem Kunst sich in vielfältigen Formen entfalten kann. Dabei geht es in dem sich über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren entwickelnden Skulpturenpark nie ausschließlich um das beziehungweise die Kunstwerke an sich, die losgelöst vom Kontext des evangelischen Tagungsortes nur provozieren, irritieren oder – im Gegenteil – Menschen wenig bis gar nicht berühren. Vielmehr geht es um standortbezogene Kunst in einem bereitgestellten „Frei-Raum“. Diese nimmt das räumliche, soziale, regionale, geschichtliche, inhaltliche und strukturelle Umfeld auf und integriert sich in die vorhandene Situation. Stellt als Kunst im öffentlichen und kirchlichen Raum die Frage nach der Beziehung von Kunst, öffentlichem Raum und kirchlichem Umfeld. Eine Art Versuchslabor mit vielen Beteiligten.
18.01.2024
ELKB/Christa Rey